Freitag, 29. Dezember 2006

Schöö fööchelig







Morgen und am alten Silvester laufen sie wieder, über zehn Stunden den Tag über ab etwa fünf Uhr am Morgen. Sie lärmen die bösen Geister weg, wünschen Gedeih' und Segen für jeden Hof und werden gebührend mit "Moscht" versorgt, den sie - wegen der Masken - mit dem Strohhalm trinken müssen. Hier sind sie, in der Ausstellung auf dem Säntis - bitteschön: Di Schönä, di Wüeschte und di Schöwüeschte! Hier ein paar Bilder dazu. Ihr findet heraus, welche welche sind!

Für mich tun sich, zusammen mit den Erfahrungen des Vortages neue Horizonte der lebendigen Vergangenheit auf. Ich bin überzeugt, dass das Neuheidentum auf eine uralte Herkunftslinie aufbaut, wo die neueren Religionen nur ein Bruch sind. Trotzdem sind viele Bräuche gerade z. B. durch den Katholizismus erhalten geblieben. Aber die uralten Segensrituale und Winteraustreibungen gehen wohl in gewisser Form bis in die Bronzezeit zurück????

Donnerstag, 28. Dezember 2006

Pilgerreise

Eigentlich bin ich zur Himmelsscheibe von Nebra gepilgert heute. Im Zug, bei kaltem und klarem Winterwetter nach Basel. Und sie ist einzigartig und immer noch wunderschön. Aber der Sonnenwagen von Trundholm hat's mir mindestens ebenso angetan. Selten habe ich's so lange in einem Historischen Museum ausgehalten. Zusammen mit den Texten wird man in einen mitteleuropäischen Kulturraum von vor 3600 Jahren zurückversetzt, den man vorher so nicht wahrgenommen hat. Und staunt nicht nur über die antiken Kunstwerke, sondern auch darüber, wie sich gleichartige Verarbeitungsmethoden in Europa in relativ kurzer Zeit verbreitet haben - und mit ihnen die religiösen Kulte.

Fasziniert hat mich auch die Ornament-Verzierung, vor allem auf den nordischen Fundstücken, die ja beinahe unverändert in späteren 'germanischen' Gegenständen wieder ausgemacht werden kann, z. B. dem Schonenhammer (eben aus Schonen gibt es auch noch ältere, verzierte Fundstücke zu sehen).

Eine bemerkenswerte Ausstellung, hat mich echt in eine andere Zeit geschossen. Mein Erkältungszustand war dem Abdriften nicht hinderlich, im Gegenteil....

Donnerstag, 21. Dezember 2006

Sunnwend


19.53 Uhr. Ich sitze da mit einem Bier (alkoholfreies Feldschlösschen, das Beste der Alkoholfreien) und denke darüber nach, was ich nun eigentlich getan habe.

Ich habe.....ein Ritual für die heutige Sonnwendfeier mit der Familie entworfen, und zwar nach der "Ritualwerkstatt" (s. Bild). Das hat mir zwei Freiheiten gegeben:
1. Die Freiheit der Imagination, wie es ablaufen und aussehen könnte.
2. Die Freiheit der Improvisation, ich wusste den Ablauf, so bestand Toleranz für Störungen und "Unebenheiten".

Als die Familie um 17.40 Uhr nach Hause kam, war es natürlich dunkel. Ich stand aber schon am brennenden Feuertopf und konnte so Frau und Kinder begrüssen. Mit ein paar Sätzen beschrieb ich, was es mit dieser Nacht früher auf sich gehabt hatte und heute noch hat. Den Sumbel habe ich stark strukturiert: 1. Wofür lobe ich mich? 2. Wem danke ich? 3. Was möchte ich in Zukunft tun? Auch die Kinder waren diesmal miteinbezogen, die sollen sich das auch mal überlegen (natürlich nicht am Methorn! Die hatten Holderensirup im Hörnchen!). Im gemütlichen Teil brieten wir Bratwürste und Fladenbrot und redeten ausserhalb eines rituellen Rahmens miteinander. Prompt kam dann noch ein Dank an und für die Grosseltern hoch! Dann beklagten die Buben die Kälte und wollten rein. Dafür bestand auch Spielraum, so dass meine Frau und ich noch eine Weile am Feuer sitzen konnten.

Schliesslich zündete ich mit einem der Burschen zusammen die erste der Zwölfnacht-Kerzen an, gefolgt vom Abschluss: Zu "Kuin Ikuinen" von Moonsorrow ein wilder Tanz mit den Buben. Die genossen das Herumgewirbel und die Nähe zum Vater in diesem Folk-Lebenstanz.

Jetzt bin ich müde. Der Familie hat's gefallen. Das Bierchen ist fast unten. Die Götter der Lust sehen mir beim Schreiben zu und grinsen mich an. Heile, geweihte Nächte!

Dienstag, 19. Dezember 2006

Cosmic Brain

Hey Leute, Neuheiden, Asatruar, go-natives und alle Interessierten! Ihr habt Eure Bilder von Wotan, Freya, Thor, Idun usw. und ich nehme an Ihr lebt in dem, wie ich auch. Aber, als irgendwie schamanisch Praktizierender beziehe ich meine "Energie" aus verschiedenen Quellen, also steckt mal die Pagan-Scheuklappen weg und schaut rein:

www.alexgrey.com

Der hat was zu sagen mit seinen Bildern. Dass er Tschiisäs und so auch noch mit reinpackt, sei ihm verziehen. Aber die schamanischen Visionen sind der Oberhammer und inspirieren mich sehr. Was meint Ihr?

Neue Wege

Scheisse! Hätte nicht gedacht, dass ich - das war gestern - vor Weihnachten noch einen Zusammenbruch einstecke. Aber die letzten Wochen waren einfach zu heftig. 100% Job mit erneut höheren Ansprüchen (die ich schon erfüllen kann, aber auch nicht einfach so aus dem Handgelenk), praktisch ohne Unterbruch nach einem neun-Stunden-Tag inklusive Fahrzeit gleich Familienalltag mit Kindererziehung und -getrümmel. An den Wochenenden Kinderbetreuung, da meine bessere Hälfte auch noch arbeitet - was ja nicht schlecht ist. Dazu kommen noch wochenweise schlechte Nächte.

So wurde aus meiner "Hals-Cheri" = Nackenstarre ein migräneartiger Schub mit Überreizungserscheinungen und völliger Überforderung - ich sah nur noch eine Wand vor mir und ging heim, erst mal schlafen und dann, ganz untypisch zu meinen momentanen Interessen - ZaZen. Dieses Programm gibt's heute nochmals.

Soweit zu meiner Situation, das reicht auch schon. Viel wichtiger ist für mich, was ich daraus mache.

Die alte Sitte, nordische Elemente und das alemannische Fundament bleiben zentral für mich. Gleichzeitig habe ich das Bedürfnis, bisherige Erfahrungselemente einzubauen. Und dazu gehören die Sitzmeditation des Zen und Qi Gong als "bewegtes Zen".

Mein Name ist Hagezusr, und ich bilde mir selbst eine nordische Form des "Hexentums" (nicht Wicca, bitte!! Das ist nur Mode-Mixmax) und meditativen Lebens heraus. Bisher habe ich Seidh nach Jan Fries gemacht, sehr angesprochen fühle ich mich auch von Axel Brück, obwohl er mir teilweise schon zu systemisch ist. Und Zen als Erdung und Meditation und Qi Gong als Bewegungseinstimmung (wie es Jan Fries ja auch vorschlägt) gehören da, als "fremde" Elemente, auch hinein. Ich möchte auch persönlich nicht darauf verzichten, da ich Stabilität daraus gewinne.

Ganz eindeutig befinde ich mich in einem Übergang. Ich kann nicht mehr so tun, wie wenn ich zwanzig wäre. Die Beziehungen werden anders, die Einstellung zur Arbeit wird anders, und der Körper wird auch anders. Die Götter, die alle Facetten der Natur und des ganzen Lebensspektrums umfassen, werden mir dabei helfen, nicht nur meine Trips und Selbstversuche, sondern auch die tiefgreifenden Veränderungen im Leben zu meistern. Ich selbst bin daran, meinen Beitrag dazu zu geben. Und - zurück zum Anfang - Krisen wie die momentane gehören dazu und sind dann sinnvoll, wenn man daraus den neuen Weg findet.